Kirchlicher Einfluss an unserer Schule

Der kirchliche Einfluss an unserer Schule was sagen eine Atheistin, eine Muslima und ein Religionslehrer?

Träger unseres Schulzentrums ist das Bistum Dresden‐Meißen. Man verspricht uns, dass unser Schulleben von einem christlichen Welt‐ und Menschenbild geprägt ist, und dass an unserer Schule die christlichen Werte, nach denen jeder Mensch einzigartig geschaffen sind, und in Würde und Wert gleich ist, sehr wichtig sind. Doch wie werden diese Dinge, wie sie in unserem Leitbild stehen und versprochen werden, umgesetzt?

Zu diesem Thema habe ich eine Atheistin, eine Muslima und einen Religions-Lehrer interviewt.

Mira (Die Atheistin)

Emma: „Wie würdest du deine Beziehung zum Glauben beschreiben?“

Mira: „Ich bin eine streng gläubige Atheistin. Haha. Nein, also ich kann mich mit keiner Religion identifizieren, weil ich einfach an keinen Gott glaube.“

Emma: „Und glaubst du an andere Sachen zwischen Himmel und Erde? Also Schicksal, Karma oder ähnliches?“

Mira: „Ja, tatsächlich denke ich manchmal, dass es irgendwie zu einem besonderem Punkt kommt und dass alles nach einem Sinn passiert. Ich glaube, dass es so etwas wie das Schicksal gibt. Und bei Karma weiß ich nicht so genau. Ich denke, dass beides in Verbindung steht.“

Emma: „In unserem Leitbild steht: „Das Schulzentrum ist offen für Christen und Nichtchristen, jeder darf sich mit seinen Stärken und Schwächen angenommen wissen.“ Also solltest du in unserer Schule doch gut aufgenommen sein. Wie, denkst du, bewahrheitet sich das?“

Mira: „Ich denke, dass sich unsere Schule viel Mühe gibt, damit sich auch Atheisten oder Menschen anderen Glaubens an unserer Schule wohlfühlen. Bis jetzt habe ich auch nicht gespürt, dass es irgendwie ein unmäßiges Gleichgewicht gibt.“

Emma: „Bei uns an der Schule ist die Teilnahme am Religionsunterricht und an vier Gottesdiensten im Jahr Pflicht. Was denkst du darüber?“

Mira: „Gottesdienste bedeuten für mich immer Langeweile. Ich glaube, dass sie eigentlich nur für Christ*innen interessant sind. Irgendwie widerspricht das ja auch unserem Leitbild, da wir, die nicht unbedingt an diesen oder an überhaupt einen Gott glauben, daran teilnehmen müssen, obwohl es für uns eher eine Qual ist. Ich meine, wieso sollen wir uns Predigten über einen Gott anhören, an den wir nicht mal glauben? Und ich finde einfach, dass das nicht wirklich das ist, was die Gottesdienste bezwecken sollten. Dieses unwohl fühlen, dass man sich dort eigentlich nur langweilt. Ich selbst – äh – schlafe in den meisten Gottesdiensten. Es kann auch ganz angenehm sein, aber natürlich wäre es schöner, etwas aufregenderes in dieser Zeit zu machen. Und tatsächlich muss ich sagen, dass Religion ein teilweise sehr langweiliges Fach sein kann, aber ich finde es schon gut, dass uns die verschiedenen Religionen gezeigt werden und das kann manchmal ganz spannend sein. Ich finde, so ein gewisses Grundwissen kann einem auch helfen, sich selbst zu orientieren. Also, ja, ich denke schon, dass der Religionsunterricht etwas gutes ist, aber an manchen Stellen ist es dann doch so, dass es mir einfach nicht zulässt, meinen Glauben zu vertreten. Wenn wir zum Beispiel eine Aufgabe bekommen, die lautet, dass ich irgendwie sagen soll, was ich mit Gott verbinde, dann kann ich mir da eigentlich nur irgendwas ausdenken, weil ich ja nicht an Gott glaube und nichts mit ihm verbinde. Das ist dann schon eine sehr schwierige Situation für mich.“

Emma: „Hast du einen Wunsch, den du im Bezug auf den kirchlichen Einfluss an unserer Schule äußern möchtest?“

Mira: „Im Moment nicht.“

Emma: „Gut, dann vielen Dank für das Interview!“

Mira: „Ja, es hat Spaß gemacht!“

Amina (Die Muslima)

Emma: „Wie würdest du deine Beziehung zum Glauben beschreiben?“

Amina: „Also, ich finde, der Glaube hilft ja eigentlich immer, etwas zu haben, woran man sich festhalten kann, aber ich würde nicht sagen, dass ich mein ganzes Leben nur nach diesem Glauben richten würde oder dass ich so richtig streng danach gehe.

Der Glaube ist schon wichtig für mich, aber ich würde trotzdem Dinge anders sehen wollen, vorallem auch wissenschaftlich, weil mich das auch ziemlich interressiert.“

Emma: „Und an welche Religion glaubst du?“

Amina: „An den Islam.“

Emma: „In unserem Leitbild steht: „Das Schulzentrum ist offen für Christen und Nichtchristen, jeder darf sich mit seinen Stärken und Schwächen angenommen wissen.“ Also solltest du in unserer Schule doch gut aufgenommen sein. Wie, denkst du, bewahrheitet sich das?“

Amina: „Ich finde, das ist eigentlich, von den Lehrern aus, immer so, dass man das Gefühl hat, nicht anders behandelt zu werden. Aber natürlich kann man das halt nicht verhindern, dass es dann auch Schüler*innen gibt, die einen nicht mögen, wegen der Religion, an die man glaubt.

Und dann gibt es andere Schüler*innen, die immer für einen da sind und sagen: „Du bist okay, so wie du bist.““

Emma: „Bei uns an der Schule ist die Teilnahme am Religionsunterricht und an vier Gottesdiensten im Jahr Pflicht. Was denkst du darüber?“

Amina: „Also, der Religionsunterricht, der ist ziemlich interressant und auch wichtig und so, das finde ich gut, aber Gottesdienste…

Ich hab nichts dagegen und ich respektiere natürlich auch, was die Christen machen, aber ich denke mir – vier Gottesdienste; wenn man da Stunden sitzt und nicht wirklich alles versteht, weil man sich einfach nicht damit auskennt…

Ich finde zwei oder drei Gottesdienste wären genug.“

Emma: „„Religion können wir dem Kind nicht geben, wir können nur die Voraussetzungen schaffen, dass sie sich entwickelt.“ Das hat Maria Montessori einmal gesagt. Wie wird das an unserer Schule umgesetzt?“

Amina: „Ich finde, das wird ziemlich gut umgesetzt, weil von niemandem erwartet wird, dass man das alles so perfekt drauf hat. Es wird einfach nur gesagt, was wir lernen und ich finde, das wird eigentlich ziemlich gut umgesetzt.“

Emma: „Hast du an unserer Schule schon irgendwelche schlechten Erfahrungen in Bezug auf deine Religion gemacht?“

Amina: „Na ja, eigentlich nicht. Aber es passiert mir schon oft, dass ich ich sofort abgeblockt werde, aufrgrund meines Kopftuches.“

Emma: „Hast du einen Wunsch, den du im Bezug auf den kirchlichen Einfluss an unserer Schule äußern möchtest?“

Amina: „Ich weiß nicht, ich finde einfach nur, dass es manchmal so ist, dass es kirchliche Aktivitäten gibt, wo alle teilnehmen müssen, wie die Gottesdienste. Aber es gibt halt nie etwas zu anderen Religionen, wo man das mal anders betrachten kann.“

Herr Paul (Der Religionslehrer/Der Christ)

Emma: „Wie würden Sie ihre Beziehung zum Glauben beschreiben?“

Herr Paul: „Also, ich würde sagen, dass ich jetzt nicht der typische Christ bin oder doch, ich bin der typische Christ, der Sonntags nicht in die Kirche geht. * lacht * Genau, also, ähm ich fühle mich dem Glauben verbunden, ich fühle mich auch den Festen verbunden, die spielen auch für meinen Alltag eine Rolle, aber ich bin nicht so ein Mensch, der diese klassischen spirituellen Formen des Gebetes pflegt. Für mich spielt am meisten – im Bezug auf Religion – Musik eine Rolle.“

Emma: „In unserem Leitbild steht: „Das Schulzentrum ist offen für Christen und Nichtchristen, jeder darf sich mit seinen Stärken und Schwächen angenommen wissen.“ Wie versuchen Sie das in ihrem Religionsunterricht umzusetzen?“

Herr Paul: „Also wir folgen ja ’nem Lehrplan, der sozusagen von der katholischen und evangelischen Kirche vorgegeben ist. Gleichwohl weiß ich, dass ganz viele meiner Schüler*innen garnicht an Gott glauben oder eine andere Religion haben und ich weiß nicht, ob’s mir immer so gelingt, aber ich bemühe mich eigentlich darum. Und das finde ich ein ganz wichtiges Ziel, dass alle Perspektiven gleich berechtigt nebeneinander stehen und in Austausch geraten. Und ich glaube, dass es eher ein Gewinn für den Religionsunterricht ist, dass viele Menschen über Dinge unterschiedlich nachdenken und ihre eigenen Erfahrungen mitbringen. Letztlich geht’s darum, was jeder selbst glaubt und wie man das sozusagen den anderen vermitteln kann.“

Emma: „Bei uns an der Schule ist die Teilnahme am Religionsunterricht und an vier Gottesdiensten im Jahr Pflicht. Was denken Sie darüber?“

Herr Paul: „Hm. Also die Pflicht zum Religionsunterricht und die Pflicht zum Gottesdienst. Da könnte man einerseits sagen, okay, wenn man hier an ’ner katholischen Schule ist, dann kauft man das eben im Gesamtpaket mit. Man könnte ja auch an einer anderen Schule sein. Insofern ist es irgendwie gerechtfertigt. Beim Religionsunterricht denke ich manchmal, wir haben so eine große Schülerschaft, die auch nicht religiös ist, dass es eigentlich schön wäre, wenn es auch Ethik-Unterricht gäbe. Das sage ich auch, weil ich ja mit Zweitfach eigentlich Ethik unterrichte. Gleichzeitig sind die Fächer so nah beieinander, dass man auch einiges von einen in das andere Fach übernehmen kann. Und bei der Teilnahme an Gottesdiensten, glaube ich, dass das eigentlich ein Gewinn ist, wenn man als Mensch das einfach mal miterlebt. Man muss das ja nicht in dem Sinne mitmachen, dass man mitbetet, darum geht es nicht, sondern, dass man einfach miterlebt, was religiös sein auch bedeutet und was Rituale so sind. Ich glaube, dass selbst, wenn man das nicht für sich an nimmt, ist das trotzdem ein Gewinn so was mal kennengelernt zu haben.“

Emma: „Maria Montessori hat einmal gesagt: „Religion können wir dem Kind nicht geben, wir können nur die Voraussetzungen schaffen, dass sie sich entwickelt.“ Orientieren Sie sich an diesem Leitspruch?“

Herr Paul: „Das hängt jetzt damit zusammen, was sie da mit Religion meint. In gewisser Weise würde ich mich daran orientieren, weil ich glaube, dass erstens Religion gewiss nichts ist, was sich aufzwingen lässt; zweitens ist mein Verständnis für Religion ein ganz weites Verständnis. Das ist eigentlich nicht mal gebunden an ’ne bestimmte Konfission oder auch nicht an ’ne bestimmte Religion, sondern Religion ist für mich weit mehr, im weitesten Sinne eigentlich, das nachdenken, über Leben in Form von Symbolen und Geschichten und das Ziel des Religionsunterrichts, das wäre eigentlich, dass man diese Form des spezifischen Nachdenkens über das Leben vesteht und vielleicht auch etwas abgewinnen kann.“

Emma: „Haben Sie einen Wunsch oder ein Statement, das Sie im Bezug auf den kirchlichen Einfluss an unserer Schule äußern möchten?“

Herr Paul: „* lacht* nö“

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